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Die kommende Revolution

Von 10. August 2020September 30th, 2020Keine Kommentare

Kraftanstrengung unserer Generation

Die Größe der Umwälzungen, die wir umsetzen müssen, um den Klimawandel zu begrenzen sind vergleichbar mit anderen großen Revolutionen in der Menschheitsgeschichte:

  • 10.000 Jahre vor Chr. fand die neolithische Revolution statt. Als sich – zeitgleich zum Ende der letzten großen Eiszeiten – das Klima auf der Erde massiv erwärmte, begannen unsere Vorfahren ihre Lebensweise radikal umzustellen. Waren sie bis dahin als Jäger und Sammler nomadisch unterwegs, fingen sie zu jener Zeit an, sesshaft zu werden und Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Diese tiefgreifende Veränderung zog sich über viele tausende Jahre hin und ebnete den Weg für unsere moderne Gesellschaft.
  • Die industrielle Revolution nahm ihren Ursprung in England ca. 1750 mit der Erfindung der Dampfmaschine. Im Laufe dieses Umbruchs wurden handwerklich geprägte Erzeugungsweisen auf industrielle Produktionsprozesse umgestellt. Menschliche und tierische Arbeitskraft sowie der Gebrauch von Wasser- und Windenergie wurden dabei im großen Stil durch die Nutzung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas ersetzt. Damit entwickelte sich in gut 250 Jahren unsere aktuelle Zivilisation auf ein extrem hohes Niveau und parallel wuchs die Weltbevölkerung rasant an. In dieser Phase des weiter steigenden fossilen Energieverbrauches, des wachsenden Wohlstands und einer steigenden Weltbevölkerung befinden wir uns aktuell immer noch.

Inzwischen wissen wir, dass wir die Nutzung der fossilen Energieträger so schnell wie möglich wieder massiv reduzieren und unsere Energieversorgung weitgehend komplett auf erneuerbare Energiequellen umstellen müssen. Die Größe dieser Aufgabe ist gewaltig und sie betrifft alle Menschen, Organisationen und Unternehmen: Auf der Produktionsseite sind es alle Prozesse in Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistung, und auf der Anwendungsseite alle Lebensbereiche von Wohnen, Ernährung, Mobilität und Konsum – und somit kann die Dekarbonisierung gut als große kommende Revolution in der Menschheitsgeschichte angesehen werden. Abgesehen von der reinen Größe der Aufgabe gibt es bei der Umsetzung massive Herausforderungen hinsichtlich der Kosten sowie der sozialen Gerechtigkeit innerhalb der Gesellschaften aber auch unter den Staaten untereinander sowie unter den Generationen. Und die Zeit, die wir bis zum Erreichen von „Net Zero“ haben, ist für eine so eine Revolution äußerst gering: Während die neolithische Revolution noch tausende Jahren gebraucht hatte und die industrielle Revolution seit über 250 Jahren läuft, haben wir für die Dekarbonisierung nur noch 30 Jahre zur Verfügung.

Wie können wir angesichts dieser Aufgabe Hoffnung haben, das überhaupt zu schaffen? Ich bin da optimistisch: Wir haben die physikalischen Prozesse des Klimawandels gut genug verstanden. Die weltweite Aufmerksamkeit ist inzwischen gegeben und sowohl die Dringlichkeit als auch die Notwendigkeit zu Handeln ist vielen bewusst. Die Technologien zur Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen sind weitgehend vorhanden. Und es wird auch immer klarer, dass die Kosten der Veränderungen jetzt geringer sind als die Folgekosten ungebremsten Emissionen. Damit sollte entschlossenem Handeln nichts mehr entgegenstehen.